Konzentriert und mit ruhiger Hand erzählt Geschonneck von einem Dorfmikrokosmos, als würde er für ganz Deutschland stehen: Die Armut und der Hunger nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, politische Verunsicherung durch kommunistische Räte-Modelle und die von der Front zurückkehrenden verrohten und verwahrlosten Männer, die sich teils in Freischärler-Gruppen organisieren, um wieder „Zucht und Ordnung“ herzustellen. Die Hauptfigur, der spindeldürre Schuster Julius, hält sich aus allem Politischen raus, weil ihm das zuwider ist und immer Ärger bedeutet. Hängt es mit seinen jüdischen Wurzeln zusammen, dass er so vorsichtig ist? Aber es sind Zeiten, wie der Originaltitel von Oskar Maria Grafs Buch „Unruhe um einen Friedfertigen“ andeuten, in denen es nicht länger funktioniert, sich rauszuhalten.
In the aftermath of World War I, deepening political divisions affect a village in Upper Bavaria. Julius Kraus, a reclusive cobbler, is caught in the middle when his Jewish identity is revealed.
MATTI GESCHONNECK
Drehbuchautor und Regisseur, der Literaturverfilmungen wie BOXHAGENER PLATZ (2010), UNTERLEUTEN – DAS ZERRISSENE DORF (2020) und IN ZEITEN DES ABNEHMENDEN LICHTS (2017) inszenierte. Geschonneck erhielt mehrfach den Grimme-Preis und Deutschen Fernsehpreis.
SA 30. 8., 20.30, OPEN AIR